In drei Minuten zur Bikinifigur

Oder: Bikini + Figur = Bikinifigur und was das mit Deinen Gefühlen zu tun hat


Es ist Sommer und wenn Du es bis jetzt noch nicht geschafft hast, fünf Kilo abzunehmen, solltest Du nicht mal im Entferntesten daran denken, Dich im Bikini vor die Tür zu wagen.
Schließlich bestünde die akute Gefahr, dass Du am Strand Greenpeace auf den Plan rufst – um den Wal zurück ins Meer zu schieben.
Dabei wäre es so einfach gewesen: Hättest Du halt mal ein bisschen weniger gegessen, ein bisschen mehr Sport gemacht (oder überhaupt mal damit angefangen), ein bisschen auf Kohlenhydrate verzichtet und Dich halt ein bisschen beim Naschen gezügelt.

Oder bist Du am End so dünn, dass Du in der Dusche zwischen den Strahlen der Brause hin und her hüpfen musst, damit Du überhaupt nass wirst? Auf Deinen Rippen kann man Klavier spielen und an Deinen spitzen Knochen tut man sich weh?
Dann solltest Du jetzt aber dringend mit der Fresserei anfangen und Dir ordentlich Speck anfuttern, damit Du im Winter nicht frierst. Deine Hungerei ist ja wirklich nicht auszuhalten.

Egal, zu welcher dieser beiden Gruppen Du gehörst: Deinen Körper kannst Du unter keinen Umständen so zeigen.

Fühl Dich schlecht und ändere Dich gefälligst.

Aber wehe, Du änderst etwas an Dir! Ganz egal, ob jetzt Deine Oberschenkel beim Laufen aneinander reiben oder eine Lücke bilden, sich Dein Bauch nach innen oder außen wölbt oder ob das Rippen oder Röllchen sind, die Deinen Rücken zieren: Du bist doch gut so, wie Du bist!
Sei gefälligst stolz auf Deinen Körper und liebe ihn gefälligst so, wie er ist! Etwas daran zu verändern wäre Hochverrat. Schließlich bist Du genau richtig wie Du bist und Du bist nunmal so!

Zeig Dich und liebe Dich gefälligst.

Du merkst worauf ich hinaus will, oder?
So wie Du bist, bist Du entweder zu dick oder zu dünn und damit eine Zumutung für andere!
Aber Du musst Dich lieben wie Du bist!
Du musst Dich wegen Deines Körpers schlecht fühlen, aber Du darfst Dich wegen Deines Körpers auf keinen Fall schlecht fühlen.

Puh – das ist so verwirrend und widersprüchlich, dass ich den Bikini lieber gleich im Schrank lassen will. In Zeiten von Body Shaming und Body Positivity ist es echt schwer den Überblick zu behalten.

Versteh mich nicht falsch: Ich denke, dass Bodyshaming eine grundsätzlich richtig fiese und Body Positivity grundsätzlich eine gute Sache ist. Aber beide haben etwas gemeinsam.
Etwas, das ich grundsätzlich nicht in Ordnung finde: sie geben uns vor, wie wir uns in Bezug auf unseren Körper zu fühlen haben.

Dabei wird der wichtigste Aspekt völlig außer acht gelassen: was wir wirklich fühlen.

Und das entscheiden allein wir!mach wie du dich fühlst Bikinifigur Fremdbestimmung beeinflussung selbstbewusst vergleichen stopstoppingyourself stop stopping yourself Blog Selbstbestimmung

Ich bin froh, nicht mehr sooo jung zu sein. Beim Anblick dieser perfekt gestylten, definiert trainierten, gephotoshopt-till-you-dropten Modemäuschen, die auf diversen Social Media Kanälen ihren Leggins-Hintern und ihren Schmollmund gleichzeitig in die Selfie-Kamera halten, bin ich gleich immens in Sorge um mein junges Ich.
Zum Glück fällt mir dann ganz schnell wieder ein, dass ich inzwischen Ende Dreißig bin und den Quatsch einfach nicht mitmachen muss, um mich gut – oder schlecht – zu fühlen.
Ich weiß inzwischen, dass ich nicht einem Ideal nacheifern muss, um glücklich zu sein.

Ich bin ebenfalls ziemlich froh, nicht jedem beweisen zu müssen, wie glücklich ich mit meinem Körper bin, indem ich jedesmal im Restaurant Schnitzel, Pommes und Eis bestelle und auch verputze, mir demonstrativ „etwas gönne“ und am liebsten bauchfrei trage.
Ich weiß, dass ich keiner Ideologie nacheifern muss, um glücklich zu sein.

Menschen, Medien, Soziale Netzwerke, alle geben uns vor, wie wir zu unserem Körper stehen sollen. Ob wir uns für Ihn schämen oder ihn lieben sollen.

Ich will mich finden dürfen, wie ich will!

Und Du darfst das genauso. Nur weil andere mit ihrem Körper zufrieden sind, musst Du nicht zufrieden mit Deinem Körper sein! Und weil andere mit ihrem Körper unzufrieden sind, musst Du nicht auch unzufrieden mit Deinem Körper sein.

Und wir dürfen sogar noch mehr: wir dürfen uns täglich neu entscheiden, ob wir uns und unseren Körper gut finden oder ob uns etwas an ihm stört. Wir dürfen entscheiden, ob wir uns in diesem oder jenem Kleidungsstück gefallen. Ob wir unsere Cellulite zeigen oder verstecken, ob sie uns egal ist oder ob wir uns ihretwegen schämen.

Unsere Gefühle gehören uns und niemand hat das Recht uns zu sagen, wie wir uns fühlen sollen: weder in Bezug auf unseren Körper, noch überhaupt!
Niemand hat das Recht, unsere Gefühle zu bewerten oder zu beurteilen.

Also: ob Du Deinen Bikini anziehst oder nicht liegt ganz bei Dir – und Du darfst Dich jeden Tag neu entscheiden.

Ich werde mich hüten, Dir zu sagen, wie Du Dich fühlen sollst!

Mach doch, wie Du Dich fühlst!

Weitere Artikel

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar