Was geht?

Oder: was Selbstmitgefühl mit ToDo-Listen zu tun hat.

Was geht? Ich sag´s Dir ganz konkret: nicht viel!

Was eine ToDo-Liste ist, weißt Du. Von der Done-Liste hast Du bestimmt auch schon gehört.
Aber was ist mit der NotDone-Liste?

Meine tägliche NotDone-Liste ist im Moment genauso lang (oder vielleicht sogar ein bisschen länger) wie meine ToDo-Liste. Es gibt so unglaublich viel, was ich tun möchte oder tun müsste und jeden Abend wieder auf der Liste der nicht erledigten Dinge landet.

Du möchtest einen kleinen Auszug? Kein Problem: ich wollte diese Woche Bahnen schwimmen gehen, jeden Tag Yoga machen, einen Sonnenhut kaufen, mehrere Whatsapps schreiben, mich mit Freundinnen treffen, Spazieren gehen, eine Mail schreiben, einen Befund anfordern, Zeitung lesen, ein Buch – in dem es nicht um Mord und Totschlag geht – zu Ende lesen, den Kühlschrank ausmisten, Erdbeeren ernten, einen Blogartikel schreiben, und vieles mehr.

Und das ist nur die Liste der aktuellen Woche.

Von der WasichdiesenSommermachenmöchte- Liste fang ich mal besser garnicht erst an. Oder der Jahresliste…

Ok, die Woche hat noch Potenzial, es ist ja schließlich erst Donnerstag. Und ich habe Urlaub.
Aber wenn ich es mal ganz realistisch betrachte, wird die Liste am Ende der Woche nicht wesentlich kürzer sein.

Das ist nämlich nicht die erste Woche, in der es mir so geht. Es ist eine von vielen in den letzten eineinhalb Jahren.

Statt all die Dinge zu machen, die ich mir vorgenommen habe, verbringe ich meine Zeit mit herumsitzen, am Handy spielen, lesen, Podcast hören, Serien schauen, grübeln und mich mies fühlen – nichts was mir gut tut.

Und obwohl auf meiner Liste so viele schöne Dinge sind, habe ich nicht mal dafür den Hintern hoch bekommen.

Warum?

Weil mein Kopf voll ist und ich mir so viele Gedanken mache, weil mir vieles zu viel ist, weil ich keine Energie habe und mir der Berg von ToDos und WannaDos riesig erscheint und ich nicht weiß, wo ich eigentlich anfangen soll.

Und je länger ich diesen Berg betrachte, desto unbezwingbarer erscheint er mir. Und dann sagt mein wenig mitfühlendes, fieses Ich etwas, dass mir im Moment so garnicht weiterhilft:

Andere schaffen es doch auch!

Dieses Ich kenne ich schon ewig, es war während der Depression mein ständiger Begleiter. Das kleine Arschloch-Männchen in meinem Ohr, dass so prima dafür gesorgt hat, dass ich mich auch bloß nicht besser fühle.

Aber zum Glück gibt es auch noch das andere Ich.

Das mitfühlende, nette Ich. Das, das mir sagt, dass ich gerade emotional ziemlich viel wegstecken muss, dass meine Energie gerade an anderer Stelle gebraucht wird und, dass es ok ist, wenn ich gerade mal nicht mit Höchstleistung funktioniere.

Dieses Ich wird in Fachkreisen auch Selbstmitgefühl genannt und ich habe bis vor einigen Jahren noch nichts von seiner Existenz gewusst. Es ist ziemlich cool. Es ist sowas wie meine innere beste Freundin, die es immer gut mit mir meint, die mir ganz sanft Ratschläge gibt und die ein bisschen auf mich aufpasst.

Ich musste Selbstmitgefühl lernen.

Und jetzt lerne ich gerade, dass es völlig in Ordnung ist, dass ich nicht alle Bälle in der Luft halten kann, wenn mir gleichzeitig beide Arme weh tun.

Selbstmitgefühl bedeutet mit sich selbst mitzufühlen, also emphatisch für sich selbst zu sein.
Sich nicht zu verurteilen, nicht im Inneren mit sich selbst schlecht zu sprechen oder nicht schlecht von sich selbst zu denken.

Selbstmitgefühl hat mir auch beigebracht, mit meinen Ressourcen zu haushalten und meine Kräfte einzuteilen. Die großen Berge Stück für Stück und mit nötigen Pausen zu erklimmen und dabei zu schauen, wozu die Kraft gerade reicht und was vielleicht neue Kraft geben kann.stopstoppingyourself stop stopping yourself was geht selbstliebe Selbstmitgefühl Selbstfürsorge Eigenverantwortung Blog Selbstbestimmung

Egal wie klein die Schritte auch sind, jeder kleine Schritt ist immer noch besser als stehen zu bleiben und ihn nicht zu gehen.

Step by step – uh baby!

Für mich funktioniert es wunderbar, mit einer klitzekleinen Kleinigkeit anzufangen, die sich gut anfühlt, wenn sie erledigt ist. Das gibt mir dann gleich Motivation für mehr.

So habe ich heute zum Beispiel dann doch die Erdbeeren geerntet und ins Mittagessen geschnippelt. Danach bin ich zum Baumarkt gefahren und habe einen neuen Blumentopf für die Erdbeeren gekauft, weil mir der Erdbeertopf beim ernten ein Stockwerk tiefer geplumpst und in Einzelteile zerfallen ist. Und auf dem Weg habe ich mir gleich noch einen Sonnenhut gekauft.
Und wie es scheint, habe ich das mit dem Blogartikel auch noch hingekriegt…

Mit dem Rest versuche ich es morgen einfach nochmal.

Wie sieht Selbstmitgefühl für Dich aus?
Kennt Ihr zwei Euch schon?

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1 Kommentar

  • Tabea

    Tabea

    Antworten

    Wow, danke für diesen tollen (und überpünktlichen) Blog-Artikel! 🙂

    Dieses Arschloch-Männchen kenne ich nur zu gut. Samt der vielen unterschiedlichen Versuche, seine Stimme leiser werden zu lassen. Und da helfen keine oberflächliche Self-Care-Listen mit Gesichtsmaske und Schaumbad, die vermutlich irgendeine Drogeriekette ins Leben gerufen hat. Sondern genau wie du sagst: Selbstmitgefühl.

    Was mir manchmal gut dabei hilft: Mir selbst zu sagen, dass ich heute nichts tun muss. Gar nichts. Und mir und meinem Kopf damit offiziell frei gebe. Man redet sich zwar immer ein, das ginge nicht, aber letztendlich wird nichts katastrophales passieren, wenn man das tut. Und damit entsteht ein Freiraum, der einem wieder eine Offenheit und Leichtigkeit zurück gibt. Und auch wieder die Lust, Dinge zu tun.

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