Diese Woche ist es mal wieder so weit: ich habe Geburtstag!
Und ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll.
Früher, als Kind, konnte ich es kaum erwarten: ich habe mir diesen Tag herbeigesehnt, Monate im Voraus Einladungslisten erstellt und mich, wenn mein Geburtstag endlich gekommen war, so besonders gefühlt und jede Sekunde des Tages genossen.
Je näher der Tag rückte, desto aufgeregter war ich – und desto schwerer war ich wohl auch zu ertragen. Meine Eltern fragen mich auch heute noch jedes Jahr am Vorabend meines Geburtstags, ob ich die Aufregung aushalten kann oder eine beruhigende Ohrfeige brauche.
Eine Ohrfeige! Da sieht man mal, wie alt ich bin!
Und genau da liegt auch heute mein Problem.
Oder – ehrlich gesagt – da liegt seit Jahren mein Problem.
Ich gebe es jetzt einfach mal schnell, kurz und schmerzlos zu und hoffe, dass es so – wie beim Pflaster abreißen – weniger weh tut.
Ich werde diese Woche 37 Jahre alt. In Worten: siebenunddreißig!
(Ich habe mich geirrt, es tut verdammt weh!)
Und dabei ist es tatsächlich die Zahl, die mir so weh tut.
In den letzten Jahren habe ich mich daher auch geweigert, einen anderen Geburtstag als meinen 25. zu feiern. Das ist einerseits praktisch, weil sich meine Freunde immer merken können wie alt ich bin, und es auch mittlerweile zu einem Running Gag geworden.
Und irgendwie ist es auch ganz schön traurig, denn mein erster 25. Geburtstag ist inzwischen schon sehr lange her.
Es ist nicht das älter werden!
Ich habe kein Problem mit den vielen kleinen Fältchen um meine Augen, denn sie sind der Beweis dafür, dass ich oft lache.
Ich finde es völlig in Ordnung, nicht mehr jede Woche ewig um die Häuser zu ziehen, denn das zeigt mir, dass ich da, wo ich jetzt bin, angekommen bin und mich wohl fühle.
Ich kann damit leben, dass sich mein Stoffwechsel verändert hat und ich nicht mehr das dürre Klappergestell von damals bin und ein bisschen Speck mit mir rumtrage, weil ich echt gern gut esse und Freunde habe die toll kochen können.
Außerdem habe ich das Glück viel jünger auszusehen, als ich tatsächlich bin.
Und man ist ja auch immer so alt wie man sich anfühlt!
Wo liegt denn dann mein Problem?
Ich fühle mich wie eine Versagerin!
Ich habe das Gefühl, in meinem gar nicht mal so individuellen oder konkreten Lebensplan (den ich mir als Teenager gemacht habe) versagt zu haben.
Mit 37 wollte ich erfolgreich im Job sein, ein Kind, ein Haus (oder eher eine tolle Altbauwohnung) und einen Mann an meiner Seite haben, und mich einfach viel, viel erwachsener und sicherer und souveräner fühlen, als ich es heute tue.
Und, obwohl ich den Mann und das Haus von der Lebens-Todo-Liste streichen kann, habe ich das Gefühl nichts erreicht zu haben und in meinem tatsächlichen Alter einfach nicht angekommen zu sein.
Kurz gesagt: ich habe also meine eigenen Erwartungen nicht erfüllt.
Aber wo kommen diese Erwartungen denn her?
Sind sie einem konkreten Lebensplan entsprungen?
Nein!
Habe ich mir im Leben irgendwelche Deadlines gesetzt?
Nein!
Finde ich es schlimm, dass ich mich beruflich zurückorientiert habe?
Nein!
Bin ich traurig darüber, (noch) kein Kind zu haben?
Nein!
Möchte ich mich den ganzen Tag über erwachsen (und vernünftig fühlen)?
Auf gar keinen Fall!
Zusammengefasst kann ich sogar sagen, dass ich im Moment genau das Leben führe, das ich möchte. Ich habe in meiner Vergangenheit viel erlebt, einiges überwunden und freue mich darauf, was meine Zukunft für mich an wunderbaren Erfahrungen bereithält.
Ich fühle mich also wie eine Versagerin, weil mir eine Zahl, die ich als lebensunerfahrener, pubertierender Teenager festgelegt habe, vor Augen führt, dass ich Erwartungen an mich selbst nicht erfülle, die ich garnicht erfüllen will?
So was Bescheuertes!
Damit ist jetzt Schluss!
In diesem Jahr freue ich mich wieder auf meinen Geburtstag!
Ich kann nämlich sehr stolz drauf sein, dass ich im letzten Jahr so viele gute Entscheidungen getroffen und meinen Plan vom Jobwechsel und stopstoppingyourself. umgesetzt habe. Ich freue mich über all die schönen Erfahrungen und neuen Blickwinkel, die ich erleben und erfahren durfte.
Ich bin dankbar für ein erfülltes und aufregendes Lebensjahr.
Und vor allem bin ich sehr, sehr glücklich darüber mir lebendig und gesund Gedanken über meinen 37. Geburtstag machen zu dürfen.
Deshalb: ab jetzt wird jedes Jahr das Leben gefeiert – und jedes Jahr gezählt!
Wie hältst du es denn mit Deinem Geburtstag?
Wirst Du jedes Jahr älter oder bist Du einfach bei einer Zahl stehengeblieben, die Dir am besten gefällt?
Stört Dich die Zahl oder das Altern?Ich freue mich über einen Kommentar von Dir…
Nadja
Hallo liebe Rebecca 🙂 wenn ich deinen Text so lese muss ich schmunzeln, denn er liest sich gedanklich sehr nach mir 🙂 ich Feier seit 12 Jahren meinen 28 und fühle mich mehr als gut damit …. ( hust … lach 😉 ) ich wollte nochmal kurz das Thema Veränderungen aufgreifen, ich glaube das war in deinem letzten Blog zu lesen. Auch ich habe mich getraut, etwas zu wagen. Ich habe meinen Job gekündigt nach 7 Jahren in leitender Position. Und rückblickend kann ich nur sagen, dass es das befreiendste und beste Gefühl war / ist was ich 2018 nur machen konnte 🙂 ich bin gespannt, was die Zukunft noch so mit mir vor hat 🙂
In diesen Sinne, lass es dir gut gehen 🙂
Und habe einen feinen Tag
LG Nadja
stopstoppingyourself
Liebe Nadja,
ich bin überrascht, wie wenig es wehgetan hat, meinen „echten“ Geburtstag zu feiern.
Es war unglaublich befreiend, probiers mal aus! 😉
Den Job zu kündigen ist ein gewaltiger Schritt…
Und das Gefühl von Freiheit ist einfach unbeschreiblich!
Wie lange hast Du gebracht, bis Du Dich dazu entscheiden hast?
Hast Du lange mit Dir gerungen? Oder ging es ganz schnell?
Und was machst Du jetzt?
So viele Fragen…
Viele liebe Grüße
Rebecca