Ich bin ja so klein!

Oder: warum wir uns nicht kleiner machen sollten, als wir sind!

Ich bin 161 cm groß, aber es ist nicht meine Körpergröße, die mich klein macht: das mache ich schon selbst.

Klar, nervt es mich extrem, wenn ich mal wieder gefragt werde, ob es für meinen Job keine Mindestgröße gibt. Denn die Frage impliziert, dass ich entweder lüge und diesen Job garnicht ausübe oder aber, dass die Mindestgröße ein Gerücht ist, weil sooo kleine Menschen diesen Job überhaupt nicht machen dürften.

Beides treibt mich regelmäßig zur Weißglut!

Aber darum geht es heute nicht.

Über Menschen, die doofe Fragen stellen und uns damit ein noch dooferes Gefühl geben, schreibe ich ein anderes Mal.

Heute geht es mal wieder um ein allgemeines Krankheitsbild, an dem ich – genauso wie viele andere Frauen – leide:

die Kleinmachkrankheit.

Klassische Symptome: sich selbst (vor sich und anderen) schlecht machen, die eigene Leistung herunterspielen, der eigenen Meinung nicht vertrauen, anderen mehr zutrauen als sich selbst, usw.

Erst diese Woche hat es mich wieder erwischt:
Ich habe mich endlich getraut ein bisschen zu „netzwerken“ und einer tollen Bloggerin als Antwort auf ihre Instagram Story eine Nachricht zu schicken. Sie hatte zufälligerweise das selbe Thema aufgegriffen, wie ich vor zwei Wochen: „keine Zeit“ und stattdessen Ausreden haben.

Ich habe mich gefreut wie ein Schnitzel, als sie mir mit einer Sprachnachricht geantwortet hat und sie mich gebeten hat, ihr den Link zu meinem Blogartikel zu schicken.
Ich war total aus dem Häuschen, dass eine Bloggerin – mit für mich unfassbar vielen Lesern – meinen Artikel lesen wollte und habe sie in einer etwas missglückten Nachricht gleich um Feedback gebeten.

Seitdem toben zwei Gedanken in mir:

Nummer 1:
„Wow! Sie ist so klasse und hat so unglaublich viel zu tun, warum sollte sie sich denn die Zeit nehmen und meinen kleinen lächerlichen Blog lesen und sich dann noch die Mühe machen, mir zu antworten?“

Nummer 2:
„Ich Depp! Wie unprofessionell, statt ihr auf Augenhöhe zu begegnen, frage ich nach einer Bewertung meines Artikels und mache aus mir selbst ein kleines doofes Mäuschen, weil ich im Vergleich zu ihr ja totaaaaal unerfahren und unbedeutend bin.“

Also einmal das Bedürfnis mich selbst klein zu machen (was ich auch getan habe) und im Gegensatz dazu der Ärger, dass ich mich so klein gemacht habe und ihr nicht als „Kollegin auf Augenhöhe“ begegnet bin (was ich hätte tun sollen).

Also quasi das alte Ich gegen das neue Ich.

Denn das sich klein machen machen ist nun wirklich nichts neues für mich und ich bin mir sehr sicher, dass Du genau weißt wovon ich spreche.

Ich verwette meinen Hintern drauf, dass Du es auch schon gemacht hast!

Du hast mit Sicherheit schonmal richtig viel Arbeit und Leidenschaft in etwas hineingesteckt und, wenn jemand Deine Mühe erkannt hat, gesagt: „Ach, das Bisschen! Ich kann das ja garnicht richtig! Ich hab da nur mal rumprobiert!“

Stimmt´s?

Wieso ist es so schwer stolz auf etwas zu sein, dass wir geschafft haben?
Wieso machen wir uns und unsere Leistungen klein?
Wieso stehen wir nicht zu dem, was wir uns erarbeitet haben?
Warum sind wir nicht stolz darauf, wer wir heute sind?

Und wieso sind meistens Frauen von dieser Krankheit betroffen?

Ist es, weil wir Bescheidenheit bis heute für eine Tugend halten?
Aber zu sich und dem zu stehen was man geleistet hat, ist doch alles andere als Prahlerei!
Und wieso scheinen meistens Männer diejenigen zu sein, die große Töne spucken und „mein Haus, mein Auto, mein Boot“ spielen, gilt für die die Tugend etwa nicht?

Ich finde es so traurig, dass gerade wir Frauen uns so oft so klein machen, statt stolz auf unsere Leistungen zu sein.
Noch trauriger macht es mich, wenn ich sehe wie früh wir Frauen damit anfangen:

Eine meiner kleinen Nachbarinnen, ein kesses, selbstbewusstes Mädchen, hat diese Woche ihr Seepferdchen gemacht – und zwar in Perfektion – schwimmen, tauchen, springen!
Aber ihre Mama durfte es niemandem erzählen, weil sie sich so geschämt hat, dass sie es erst jetzt und nicht, wie andere, schon vor zwei Jahren gemacht hat.

Sie ist acht Jahre alt und schämt sich für ihre Leistung, statt stolz auf sich zu sein!
Ich hätte sie am liebsten mal kräftig geschüttelt!
Stattdessen habe ich ihr gratuliert und ihr gesagt, dass ich sehr stolz auf sie bin, ich bei meinem Seepferdchen genauso alt war wie sie jetzt und, dass sie sehr stolz auf sich sein kann!

Und genau das sollten wir uns alle selbst sagen!
Jeden Tag!

Wir sollten uns sagen, wie stolz wir auf das sein können, was wir erreicht haben!
Wir dürfen dazu stehen, was wir alles können!
Wir allein wissen, was es bedeutet da zu sein, wo wir heute sind!
Wir müssen uns nicht mit andern vergleichen, wir sind auf unsere eigene Weise toll!
Wir sind alle – verdammt nochmal – Superheldinnen!

Also los, steh zu Dir und zeig der Welt wie großartig Du bist!
Denn wenn Du es erst selbst glaubst, kannst Du Dir die Kleinmachkrankheit garnicht mehr einfangen!

Jeder Schritt auf Deinem Lebensweg zählt!

Ich mach das jetzt auch, also ich versuchs mal, also vielleicht… ein bisschen… wenn ich darf…
(Kleiner Scherz)

Hausaufgabe:

Denk an das, was Du schon alles erreicht hast, schau in den Spiegel und sag Dir, dass Du stolz auf dich bist!
Jeden Morgen!
Und jeden Abend!
… bis Du es glaubst!

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2 Kommentare

  • Samantha

    Samantha

    Antworten

    Toller Artikel!
    So traurig wie oft wir geleistetes runter spielen , obwohl es doch großartig ist. Meiner Meinung nach liegt es auch daran das wir so viel vergleichen. Und die anderen machen es ja immer so viel besser, haben alles mehr im Griff und sind eh viel toller.
    Dazu kommt oft noch das viele Menschen den anderen nichts gönnen, was eine ganz furchtbare Eingenschaft ist.

    Jeder kann stolz auf sich sein, egal ob Seepferdchen mit 8,10 oder 20.

    Man sollte sich echt öfter mal auf die Schulter klopfen, und nein, dann ist man auch nicht eingebildet, sondern einfach selbstbewusst und wertschätzend sich selbst gegenüber

    Liebe Grüße
    S.

    • stopstoppingyourself

      stopstoppingyourself

      Liebe Samantha,

      Klopf Du Dir bitte mal für diesen tollen Kommentar auf die Schulter!

      Du hast es auf den Punkt getroffen: wir vergleichen uns und sind mit dem Ergebnis nie zufrieden.
      Es gibt ja immer irgendwen, der besser, schneller, toller, jünger, hübscher usw. ist.
      Und dann wird den Besseren, Schnelleren, Tolleren, Jüngeren, Hübscheren usw. auch nichts gegönnt.

      Wir wissen aber nicht, was jeder einzelne Mensch leisten musste, um da hin zu kommen, wo er heute steht!
      Wir wissen nur, was wir geleistet haben… und was wir opfern und überwinden mussten, um dort hinzukommen!

      Es ist großartig, wenn man durch den Ärmelkanal geschwommen ist und manchmal ist es eine gigantische Leistung morgens aufzustehen… und auch darauf kann man sehr stolz sein!

      Vielen Dank für Deinen Kommentar!

      Liebe Grüße
      Rebecca

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