Ich bin dumm!

Lügendetektor, Teil 2: Du darfst nicht alles glauben, was Du über Dich denkst!

Vor ein paar Wochen gab es den ersten Artikel der Lügendetektor-Serie, in der ich nach und nach die fiesen Lügen, die wir für Wahrheiten halten und selbst über uns glauben, mal genau unter die Lupe nehme.
Diese falschen Glaubenssätze haben es nämlich ganz schön in sich und mit ihrer Hilfe machen wir uns das Leben verdammt schwer. Sie sorgen nämlich dafür, dass wir uns gewaltig selbst im Weg stehen, unsicher sind und uns viel zu wenig zutrauen.

Und das Allergemeinste an ihnen ist, dass wir sie selbst erzeugt haben und immer weiter füttern.
Und das tun wir, weil wir sie nicht in Frage stellen. Wir halten ihre Lügen für unumstößliche Wahrheiten, die wir niemals hinterfragen.

Niemals?

Naja, vielleicht jetzt nicht mehr….

Wir kommen ihnen nach und nach auf die Schliche!

Du bekommst in dieser Artikelserie nämlich einen Blick in meine persönlichen falschen Wahrheiten, einen Seelenstriptease quasi. Und ich hoffe, dass ich Dir so dabei helfen kann, dass Du so auch Deine fiesen Lügen erkennst und entlarvst.
Denn ist es leider nicht so, dass wir einer Lüge nicht mehr so einfach glauben können, nur weil wir wissen, dass sie eine Lüge ist?

Los geht´s…

Lüge Nr. 2
„Ich bin dumm!“

Objektiv gesehen ist das völliger Quatsch!
Geglaubt habe ich es trotzdem.

Es fing an, als ich aufs Gymnasium kam: mein Notenschnitt der Grundschule fiel in unermessliche Tiefen – von „alles Einsen“ auf „Zweier und Dreier gemischt“ – dramatisch, nicht wahr?

Ich kam von einer völlig normalen Berliner Grundschule, zwei Jahre früher als üblich (also nach vier statt sechs Jahren), auf ein humanistisches – also altsprachliches – Gymnasium und in einer Klasse voller Überflieger war ich anfangs absolutes notentechnisches Mittelmaß.

Das änderte sich dramatisch, als die Pubertät, die dritte Fremdsprache (Altgriechisch) und ein Umzug mir die achte Klasse vermiesten.
Ich war – wenn überhaupt – nur noch körperlich in der Schule anwesend und wurde bald zur absoluten Ehrenrundenfavoritin. Mit Erfolg – dank etlicher Fünfen und einer Sechs eine bemerkenswerte Leistung.

Und ungefähr zur selben Zeit wurde mir ins Gesicht gesagt, wie dumm ich doch sei.

Ich erinnere mich, dass wir über eine Silvesterparty sprachen und ich gefragt habe, wann denn die Party sei. Nachdem mir fünf Minuten lang lauthals erklärt wurde, wie dumm ich denn sei, warum so eine dumme Frage von mir zu erwarten war und ob so viel Dummheit nicht wehtun würde, war ich überzeugt! Da war es dann auch völlig egal, dass ich nur die Uhrzeit wissen wollte.

Für mich stand fest: ich bin dumm.

Und für diese unbestrittene Tatsache fand ich immer mehr Bestätigung und Beweise – mein Lebenslauf ist voll davon.

Ich blieb auf der nächsten Schule zum zweiten Mal sitzen, schaffte mein Abitur nur, weil meine Eltern mich auf eine Privatschule mit zweifelhaftem Ruf (alle so dumm wie ich, die Eltern zahlen fürs Abitur, usw.) schickten, brach mein Soziologiestudium ab, musste im BWL-Studium etliche Klausuren wiederholen und wurde schließlich nach dem Diplom, von dem keiner geglaubt habe, dass ich es je schaffen werde, „Saftschubse“.

Unbestritten ist das der Lebenslauf einer sehr, sehr dummen Person, oder?

Oder?

Oder etwa nicht?

Heute kann ich sagen, das Dümmste war, diese Lüge zu glauben.

Vielleicht ist dieser „Lebenslauf“ nämlich auch nur eine Aneinanderreihung von verschiedenen Resultaten verschiedener Ursachen? Vielleicht hat der Umzug in eine andere Stadt mich den Boden unter den Füßen verlieren lassen, vielleicht war Soziologie nicht der richtige Studiengang für mich? Vielleicht habe ich für die zweite Klausurenrunde im BWL- Studium im Krankenhaus gelernt, während die Chemo meiner Mama durchlief. Und vielleicht sind „Saftschubsen“ ja garnicht dumm?

Wenn ich zurückdenke, fallen mir so viele Dinge ein, die meine Dummheit als Lüge hätten entlarven müssen. Aber ich habe sie nicht erstgenommen. Ich war so überzeugt von meiner falschen Wahrheit, dass ich noch nicht einmal in Erwägung gezogen habe, nicht dumm zu sein.

Ich habe mich so wertlos und nichtsnutzig gefühlt.

Ich habe nicht an mich geglaubt und andern immer mehr geglaubt, als mir selbst.
Für mich war es logisch: die andern sind schlau, ich bin dumm – also haben sie recht!

Bis ich mich irgendwann mal mit meiner persönlichen Definition von „dumm“ beschäftigt habe:
Für mich ist jemand dumm, sich weigert dazu zu lernen und der die Konsequenzen seiner Taten stur ignoriert.
So ist zum Beispiel für mich jemand dumm, wenn er Batterien in den Biomüll wirft!

Auf dem Schlauch stehen wir alle mal, aber das macht uns nicht dumm.
Wenn wir über uns selbst lachen können, macht uns das sogar sehr liebenswert.

Ich war nur nach Forrest Gumps Definition wirklich dumm: „Dumm ist der, der Dummes tut!“
Denn ich hab den anderen mehr geglaubt, als mir selbst.
Und das hat mich verdammt viel Selbstvertrauen, Glauben an mich selbst, Selbstwert und Selbstbewusstsein gekostet.

Ich will mir nie wieder etwas von einer falschen Tatsache vermiesen lassen.
Deshalb habe ich meinen Lügen den Kampf angesagt!
Machst Du mit?

 


Hast Du schon ein paar falsche Tatsachen entlarven können?
Welche Lüge lässt Dich nicht los?

Lass mir einen Kommentar da, wenn Du magst…

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